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  • AutorenbildAndreas

Brisant und aktuell: George Orwell im Knesebeck-Verlag

Was ist das für ein hervorragendes Buch gewesen. Der Knesebeck-Verlag hat mich mit George Orwell wirklich umgehauen. Ich vergöttere dieses Buch und würde es am liebsten gleich noch einmal lesen. Die Geschichte des Schriftstellers wird hier biographisch erzählt, aber die Graphic Novel bietet noch viel mehr als nur das.



Pierre Christin und Sebastian Verdier kooperierten an diesem Werk.


In einem feinen Geflecht aus erzähltem Material und Originalzitaten von Orwell, oder Eric Blair, wie er eigentlich hieß, wird der Leser durch die Wirrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geführt. Orwell spielt immer die Hauptrolle, auch wenn er das meist ganz leise tut. Es entfaltet sich die monumentale und auch erschreckende Geschichte von Krieg, Tod und wirren politischen Ideologien, die dieses Zeitalter, wie kein anderes zuvor geprägt haben.




Inhalt


Die Biographie beginnt in der Kindheit Orwells und erzählt von schwierigen Zeiten in Schule und Universität. Erst als er koloniale Erfahrungen sammelt und schließlich zum spanischen Freiheitskämpfer gegen die Franco-Faschisten wird, erkennt er den wahren Charakter der Politik und verabscheut ihn fortan. Sein Werdegang zu einem der bedeutendsten Schriftsteller unserer Epoche wird dann nachgezeichnet bis hin zu seinem Meisterwerk 1984, das er kurz vor seinem Tode beendet.


Stil


Sebastian Verdier verfolgt einen schwarz-weiß angelegten Stil, der immer wieder zwischendurch durchaus bedeutungstragende Farbtupfer erhält. So sind kommunistische Flaggen dann auch rot, Erinnerungen plötzlich mehrfarbig und in kleinen Intermezzi grandiose, seitenfüllende Bilder koloriert. Die Stimmungen des Lebens von George Orwell werden so punktgenau eingefangen.


Story


Als Biographie musste nicht innovativ mit der Geschichte umgegangen werden, aber ich kann dennoch so viel sagen, dass Pierre Christin die Erzählung hervorragend mit den anderen Passagen (Zitaten von Orwell und Exzerpte aus den wichtigsten Romanen) vermischt. Er setzt immer wieder neue Lesereize, die das Geschehen immer wieder sehr spannend machen, ohne dass tatsächlich viel passiert.


Rezension


Schon während der Erzählung in der Kindheit, ist mir das Buch direkt ans Herz gewachsen. Schon zu diesem Zeitpunkt wusste ich, wie ich es bewerten würde. Die Erzählung greift die wichtigsten Eckpunkte des Lebens von Orwell auf und beschreibt auch die innere Entwicklung, die er durchläuft. Vom versnobbten Tory-Briten bis zum Kämpfer für die sozialistische Internationale.


Für Orwell ist ein ganz wichtiger Aspekt, dass die Politik ihn maßlos enttäuschte. Er wendete sich schließlich komplett von ihr ab. Dem Sozialismus widmete er als Abgesang sein Werk Animal Farm , in dem postuliert wird, dass zwar alle gleich seien, aber einige halt doch etwas gleicher seien als die anderen. Grandios! Und auch noch wahr!


Auch 1984 bewegt, wenn der Leser heutzutage erkennt, welche Visionen Orwell 1948 hatte als er das Buch schrieb. Es ist übrigens kein Zufall, dass 48 umgekehrt geschrieben 84 ergibt…


Beides sind Werke, die die Weltliteratur geprägt haben, genau so wie der junge Eric Blair von H.G. Wells Die Zeitmaschine geprägt wurde. Christin bewegt sich nicht in einer Beweihräucherung von Orwells schriftstellerischer Leistung, sondern erwähnt die Werke dezent als Randnotiz. Es wirkt fast so, als ob er diese Bücher schrieb ganz nebenbei, während er sich mit den wichtigen Dingen des Lebens beschäftigte.


Fazit


Ich kann nicht anders und gebe diesem Buch 5 von 5 Sternen. Es bietet einfach alles an, was mir an einer Graphic Novel wichtig ist. Tolle Zeichnungen mit vielen kleinen Details zum Entdecken, eine bewegende Geschichte eines bewegten Lebens, Metaphilosophie und das Gefühl, dass es unendlich schade ist, wenn die letzten Seiten erreicht werden.


Mich hat das Buch bewegt, das merkt ihr sicherlich. Ich kann es locker zu diesem Zeitpunkt zur besten Graphic Novel erklären, die ich 2019 auf den Schreibtisch bekommen habe. Ein großes Lob an den Knesebeck-Verlag, dass der deutschsprachigen Leserschaft dieses Werk zugänglich gemacht wurde. Weiter so! Ich stehe nun übrigens auf Biographie-Graphic Novels.


Pierre Christin / Sebastian Verdier

152 Seiten

Hardcover

25 €



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